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Der Architekturpreis Wuppertal 2020 ist entschieden

23. März 2021

Am 09.03.2021 tagte die Jury unter dem Vorsitz von Architekt Jochen König (BDA Aachen, Mitglied im Wuppertaler Gestaltungsbeirat), Dipl.-Ing. Christine Wolf, (Landschaftsarchitektin, Mitglied im Wuppertaler Gestaltungsbeirat), Dipl.-Ing. Boris E. Biskamp (Vorsitzender BDA Bochum), Arno Minas (Beigeordneter für Wirtschaft, Stadtentwicklung, Klimaschutz, Bauen und Recht, Stadt Wuppertal) und Anneke Bokern (Architekturjournalistin, Amsterdam). Aus insgesamt 16 Einreichungen vergaben die Juroren zwei Auszeichnungen und zwei Anerkennungen.

 

 

Auszeichnung

Variowohnen Max-Horkheimer-Straße
Architekt ACMS Architekten GmbH, Wuppertal
Bauherr Hochschul-Sozialwerk Wuppertal AöR

©Sigurd Steinprinz

Der Wohnkomplex in unmittelbarer Nähe zur Universität Wuppertal bietet Einzelappartments und Wohngemeinschaften für 132 Studenten. Entsprechend dem Variowohnen-Konzept soll er sich darüber hinaus auch zur Unterbringung von Rentnern oder Geflüchteten eignen. Das schmale Restgrundstück mit 18 Metern Höhendifferenz galt lange als unbebaubar. Das Grün der angrenzenden Kleingartensiedlung fließt zwischen den Häusern in die Außenanlagen des Wohnheims. Geschickt wurde die Hanglage zur höhenversetzten Unterbringung von Verkehrs- und Gemeinschaftsflächen genutzt. Darüber erheben sich ein fünfgeschossiger Punktbau und vier dreigeschossige Zeilenbauten, konstruiert in einem Modulsystem in Holzhybridbauweise. Die Fassaden sind mit profilierten Metallplatten in Rot und Silber verkleidet. Während die Zeilenbauten als Durchwohner aus dem Hang organisiert sind, wird das große Haus über eine Helixtreppe erschlossen. Das Ensemble fällt auf, ohne um Aufmerksamkeit zu heischen, und schafft gleichzeitig hochwertigen Wohnraum. Die Jury lobt die clevere Nutzung der Restfläche ebenso wie den nachhaltigen und zeitsparenden Einsatz der Holzhybridbauweise und die stimmige Farbgestaltung im Außen- und Innenbereich.

 

Auszeichnung

Gaskessel Wuppertal Heckinghausen
Architekten GKM Architekten
Bauherr Gaskessel Wuppertal GmbH & Co.KG

©rajca art

Der 1952 errichtete Gaskessel ist das Wahrzeichen von Heckinghausen. Die Umnutzung des Gasometers setzt ein bauliches und soziales Zeichnen im bunten Stadtteil, den Kreative und Start-ups bereits entdeckt haben. In den Baukörper des Gasometers wurde, mit etwas Abstand zur Außenhülle, ein neuer, viergeschossiger Kern implantiert. Der Neubau ist als eine Dreiviertel-Zylinderform aus Betonfertigteilen konstruiert und beherbergt ein Restaurant, ein Fitnessstudio und Veranstaltungsräume. Der offene Raum auf seinem Dach dient als Ort für Lichtinstallationen und Events, mit spektakulärem Blick in den 65 Meter hohen Gaskessel. Neue Fensteröffnungen in der äußeren Stahlhülle und die Verglasung der „aufgeschnittenen“ Seiten des Kerns gewährleisten die Belichtung der Räume. Der beim Bau eingesetzte Kran wurde sehr nonchalant in das Gebäude integriert. Die neuen Lichtöffnungen, die neue Außentreppe zur Aussichtsplattform, der Skywalk und die sanierte Außenfassade schaffen, wie die Jury urteilt, ein stimmiges Ensemble aus alter und neuer Struktur. Die Jury ist überzeugt vom Umnutzungskonzept und beeindruckt vom persönlichen Einsatz des jungen Architekturbüros, das bei der Ausführung des Projekts viele logistische Herausforderungen meisterte. Einziger Kritikpunkt ist die Umfeldgestaltung, die zu sehr von Parkplatz und Technikbauten geprägt ist.

 

Anerkennung

Stadthaus G82
Architekten pier7-architekten
Bauherr privat

©Michael Reisch

Als Abschluss der gründerzeitlichen, geschlossenen Bebauung der Gartenstraße, öffnet sich das Wohnhaus zur Grünanlage Hardt und zur Hangkante des Wupper-Tals. Das fünf-geschossige Gebäude bietet Raum für fünf barrierefreie Wohnung mit dreiseitiger Orientierung und vorgelagerten Terrassen, Loggien und Balkonen. In enger Abstimmung gelingt Architekt und Bauherr ein gut proportionierter und expressiv gestalteter Grenzanbau an das 1902 errichtete Bestandshaus der Bauherren. Die straßenseitigen Fassaden bauen ein spannungsvolles Bild von offenen zu geschlossenen Flächen auf, wahren dabei aber den Maßstab des Bestandes. Die hangseitigen Fassaden leben vom vielgestaltigen Spiel mit Volumen. Während der straßenseitige Anschluss an das Satteldach des Bestandes überzeugend gelingt, sieht die Jury den rückwärtigen Übergang zwischen Alt und Neu eher kritisch. Sehr positiv streicht die Jury die Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsaspekte heraus. So wird hier beispielhaft aufgezeigt, wie eine Putzfassade – ohne die leichtfertige Verwendung von WDVS-Systemen – in monolithischer Bauweise gelingen kann. Ein zeitgemäßes Energiekonzept mit adiabater Kühlung über die vorgelagerten Wasserflächen, kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und Fotovoltaik ergänzen diesen insgesamt positiven Beitrag zur Baukultur Wuppertals.

 

Anerkennung

Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium, Wuppertal
Architekten: Heuer Faust
Bauherr: GMW, Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal

©Jörg Hempel

Das Gymnasium aus den 1950er Jahren wurde in den 1970er Jahren schon einmal erweitert und im Inneren so umgebaut, dass die Raumaufteilung den heutigen Anforderungen an einen modernen Schulunterricht entspricht. Dabei ist es gelungen, die ehemalige Flurschule so umzugestalten, dass die Sekundarstufe I in Jahrgangsclustern mit Klassenräumen und Selbstlernzonen untergebracht werden konnte, die zu Lernlandschaften umgestaltet sind. Im ganzen Schulgebäude wurden Verkehrsflächen in Aufenthaltsflächen umgewandelt. Am Haupteingang entstand eine großzügige, attraktive Halle als Aufenthalts- und Mensabereich. Die Jury lobt die Öffnung des Schulgeländes zur umgebenden Elberfelder City. Die hochwertigen Außenanlagen sind auch für außerschulische Nutzungen geöffnet und geben dem Schulhof den Charakter eines öffentlichen Platzes. Das Freiluftauditorium im Osten ist über eine Treppenanlage mit der tieferliegenden Südstraße verbunden. Die Hangsituation nutzend, öffnet sich hier das Untergeschoss mit großzügiger Verglasung, eigenem Eingangsbereich und einem Mehrzweckraum auch für Stadtteilaktivitäten.